Gedanken (einer Anfängerin mit Vorkenntnissen) – vor, während und nach einer Tanda!
Eine Cortina wird gerade
gespielt. Stimmenwirrwarr, die Tanzfläche leert sich. Neue Paare bilden sich.
Ich will tanzen, meine
Blicke schweifen durch den Saal. Ich will schon „aufgeben“ da treffen sich
unsere Blicke. Ein freundliches Lächeln und Zunicken. Meint er tatsächlich mich
? Neben mir sitzt ein junges, attraktives, schlankes Mädchen. Ein fragender
Blick meinerseits, ja er meint mich !
Mein Herz schlägt höher, nur nichts anmerken lassen. Er ist ein sehr guter
Tänzer, wie ich schon mehrmals auf Milongas beobachten konnte. Man trifft sich
auf der Tanzfläche, begrüßt sich. Die Tanda beginnt – Carlos Di Sarli. Er ladet
zur Umarmung ein, wie will er tanzen ? Eher offen, eng ? Unsere Hände berühren
sich, die Umarmung beginnt, es wird eng getanzt. Er passt in der Größe zu mir,
unsere Schläfen berühren sich.
Vorsichtig wiegt er uns in
die Musik, die ersten Schritte beginnen. Hoffentlich mache ich nichts falsch,
nur nicht „davonlaufen“ bleib in der Musik. Nicht denken, was „kommt“, du
spürst was er „will“ ! Die Musik ist wunderbar, erstmals einfaches „Gehen“,(
für mich) zurück, zu Seite, kleine Pivots. Der erste Tango, dieser Tanda nähert
sich dem Ende. Der letzte Takt, der letzte Ton, der letzte Schritt endet
punktgenau mit dem letzten Ton ! Es war schön, was er wohl denkt ?
Der zweite Tango beginnt,
wieder die Einladung zur Umarmung. Sanftes „einwiegen“ zur Musik. Dieses Mal
tastet er sich vor bei der Schritt- und „Figurenwahl“. Nur nicht denken, was
kommt, aufrecht in Achse bleiben, nicht der Musik davonlaufen, die Worte meines
Trainers immer im Ohr ! Ochos, Heros,
ins Kreuz, er führt wunderbar.
Wie macht er das ? Man merkt
das nicht. Man spürt es einfach ! Der zweite Tango ist zu Ende.
Der dritte Tango, das
gleiche Anfangsritual. Ich fühle seinen Herzschlag, ich höre die Musik. Ich
folge ihm, denke nicht mehr nach, was der Trainer gesagt hat. Viele Dinge
passieren einfach, es ist herrlich. Ich traue mir schon kleine Verzierungen zu,
er gibt mir die Zeit. Die Musik nähert sich dem Ende, letzter Ton, letzte Pose.
Es kommt noch ein vierter
Tango, wunderbar ! Die Gedanken ganz beim Tanzpartner und der Musik. Ein
sanfter Druck auf der Innenseite meines Oberschenkels, oh Gott, was „will“ er ?
Schnell weg dieser Gedanke, mein Bein „schleudert“ ganz sanft von alleine nach
hinten. Er führt noch einiges Unbekannte für mich, es passiert alles ganz
einfach, ohne, dass es sich falsch anfühlt. Der Tango nähert sich dem Ende, wie
schon die anderen zuvor, letzter Ton erfolgt zeitgleich mit dem letzten
„Schritt“.
Die Umarmung löst sich, ein
freundliches Lächeln, eine Cortina lädt zu einer neuen Tanda ein, man bedankt
und verabschiedet sich mit netten Worten – es war sehr angenehm, es war
wunderschön.
Mit diesem sehr schönen
Gefühl, nach dieser Tanda beende ich diese Milonga. Sie wird mir lange in
Erinnerung bleiben.