Beate Wist im Interview
Beate Wist veranstaltet im Sommer die open air Milonga "Estrella Fugaz" an der Alten Donau
Wie bist du zum Tango
gekommen und was hat dich auf die Idee gebracht Milongas und Workshops
etc. in Wien zu organisieren?
Ganz banal: beim
Geburtstagsfest einer Freundin im April 1997 kam Katherina (sie kommt jetzt nur
mehr sehr selten) und fragte ob wir – die Freundin und ich - nicht einmal mit
dem Tango beginnen wollten. Die Antwort war ein schlichtes Ja. Und so war meine
erste Tangostunde im Herbst 1997.
Zu organisieren begann
ich im Sommer 1998 nach einem Aufenthalt beim Tangofestival in Sitges. Die Open
Air Veranstaltungen am Meer brachten mich auf die Idee so etwas in Wien auch zu
machen. Die Alte Donau bot sich an – nachdem ich dort wohne und meine Milonga „ESTRELLA
FUGAZ“ (STERNSCHNUPPE) die einzige Milonga ist, nach der ich gemütlich nach
Hause gehen kann, ohne Reise quer durch Wien. Für nächsten Sommer, 2010, ist
eine Fortsetzung geplant.
Worin besteht die Kunst Tangoveranstalter zu sein?
Allen Menschen recht getan ist eine
Kunst die niemand kann – oder? Hier ins Detail zu gehen würde viele Seiten
füllen und mehr Fragen als Antworten bringen.
Was ist das Schwierigste
als Tangoveranstalter?
Einen Sack Flöhe zu hüten ist sicherlich viel leichter, als
eine für alle beglückende und „perfekte“ Tangoveranstaltung zu schaffen!
Individualisten passen ja bekanntlich in keine vorgegebenen Raster.
Es gibt sehr verschiedene
Auffassungen bezüglich Lokal, Musik, Essen, Getränke,
Sympathie /Antipathie
fürs Personal (wer immer das gerade sein mag) etc. Die
unterschiedlichsten
Kommentare, die teilweise durchaus in jedem Kabarett bestens
ankämen, habe ich
gehört: „… getanzt haben sie (das Gastpaar) ja gar
nicht so schlecht - aber das
Gwand! Unglaublich!“ Die umgekehrte Variante natürlich
ebenso. Und: „… dass
Blade sich so bewegen können - toll! Aber schön ist es nicht
.. ich tät so
jemanden nicht einladen …“ „Der Saal ist o. k.
- aber diese Bilder!“ „…Also die haben ja nix
gezeigt. Das kann eh
jeder!“ Bei der Bitte um Herzeigen einer einzigen Schrittfolge
kommen sofort
schmucke Ausreden wie: „… das hab ich doch gerade mit der
Soundso getanzt –
hast nicht genau geschaut gel?“ Da komme ich manchmal aus dem
Staunen nicht
heraus, wie ungenau beobachtet wird.
Es gibt keine „Vorschriften“
wie und wohin jemand zu schauen hat. Das wird es niemals geben. Konstruktive
Kritik ist immer willkommen, Geschwafel und unqualifizierte Kommentare habe ich
versucht zu überhören. Oft war/ist das sehr schwer!
Hast du eine Veränderung bzw. Entwicklung im Laufe der Jahre in der Tangoszene
hier in Wien beobachten können? Wenn ja, welche? (und wie stehst du dazu?)
Es gibt immer und überall
ständig Veränderungen, die man von sehr verschiedenen Blickwinkeln betrachten
kann und soll. Positiv ist vor allem das stetige Wachstum der Tangoszene!
Was wünscht du dir in
Zukunft von bzw. für der/die Wiener Tangoszene? Wenn du einen Wunsch
diesbezüglich frei hättet, weil dich die „Tangofee“ besucht, wie würde dieser
Wunsch lauten? Oder geht sich das mit einem Wunsch nicht aus?
Erstens: Ab und zu einen
ganzen Schwarm von frischgewaschenen Männern !ohne Mundgeruch! die mit allen
Frauen ihrem Können entsprechend in Tanzrichtung tanzen ohne riskante Manöver.
Zweitens: Den idealen
Raum! (Nur die Fee hat ihn sicher.) Für Alle gut erreichbar, gegen außen total
schallisoliert, bestens durchlüftet, mit herrlichem Holzboden, ohne Kosten.
Was waren die Highlights und die Tiefpunkte in deiner Arbeit für den Tango hier
in Wien bzw. Österreich? Was ist gut gelaufen und was nicht?
… es gibt einige Menschen aus Wien und aus dem
Ausland, die sehr gerne weitere Veranstaltungen mit meiner „Handschrift“
hätten.
Ich habe meinem
Gerichtsvollzieher verboten die Geldbeträge, die er bei mir eingehoben hat,
nach den zwar gelungenen aber finanziell grenzwertigen Festivals
zusammenzuzählen …..
Was hast du aus deiner Arbeit für den Tango gelernt?
Ich betrachte das Leben
anders – keinesfalls nach zu lernenden Einheiten. Ich habe sicher sehr
viel mehr Erfahrung gewonnen im doch sehr nahen Umgang mit Menschen
bezogen auf das Tanzen in beiden Rollen und auf die gemachten Veranstaltungen.
Gibt es Pläne zu Veränderung deiner Aktivitäten den Tango betreffend?
Vorerst nicht, außer einer Fortsetzung Milonga
ESTRELLA FUGAZ an der Alten Donau im Sommer 2010.
Außer deiner wieder aktuellen Milonga Estrella Fugas hattest du
ja auch vor etlichen Jahren Workshops mit international renommierten
Tangolehrern veranstaltet. Wie sind deine Erfahrungen mit solchen
Veranstaltungen gewesen?
Hab ich lange nicht
mehr gemacht. Ohne äußerst dringliche Werbung sind die TangoMenschen in Wien
leider sehr faul.
Wie siehst du deinen Einfluss bzw. den Einfluss der anderen Tangoveranstalter
hier in Wien auf die Tangoszene?
Dieses Zitat gilt
glaube ich für alle Veranstalter: … waunst a Whe brauchst, ruaf mi an …
Die von etlichen und auch
von mir seinerzeit sehnlichst gewünschte Zusammenarbeit unter den Veranstaltern
wird eine Illusion bleiben. Eine schöne Vision wäre, sich gegenseitig so wenig
als möglich zu behindern!
Ohne den Idealismus der
meisten Tangoveranstalter wäre eine Tangoszene nirgends auf der ganzen Welt
möglich, auch in Wien nicht.

Kurzinfo
Milonga ESTRELLA FUGAZ an
der Alten Donau 1998, 1999, ein wenig 2009, geplant für 2010
Ball in der Fuchsvilla
zum Jahrtausendwechsel 1999/2000
Festival Tangopeonia 2000
/2001 (Peonia ist die Pfingstrose, beide Festivals waren zu Pfingsten.)
Milonga an der Brunnenbar
vor dem Palmenhaus im Wiener Burggarten, meist mit Livemusik
Zwei Festivals im
Radiokulturhaus in Zusammenarbeit mit dem ORF
Workshops mit
renommierten Lehrern aus Argentinien