Luciano Jorge Rios und Traude Bolnberger im Interview
Wie seid Ihr zum Tango gekommen und was hat Euch auf die Idee gebracht Workshops, Tangounterricht und Practicas etc. in Wien zu organisieren? Luciano ist in der Blütezeit des Tango aufgewachsen und hat in Buenos Aires den Tango innerhalb der Familie und mit den Freunden gelebt. 1994 wurde Luciano zum Unterrichten anlässlich eines Tangofestivals nach Wien eingeladen und fungierte als Referent der Argent. Botschaft für den Tango Argentino in Wien zu diesem Zeitpunkt. Genaueres kannst Du in der Homepage von Luciano lesen: www.tango-luciano.com (das ist alles viel zu viel, um es aufzulisten, vielleicht reicht ein Link) Luciano und ich haben einander 1995 anläßlich eines weiteren Festivals in Wien kennengelernt, ich selbst habe mich mit den Kompositionen von Astor Piazzolla seit den 70er Jahren beschäftigt. Luciano ist dann immer wieder nach Wien zurückgekommen und wir haben 1996 in der Rienößlgasse zu unterrichten begonnen, wo wir bis heute 3 bis 4x wöchentlich Tangoklassen halten. Worin besteht die Kunst Tangoveranstalter zu sein. Etwas zu veranstalten, ist keine Kunst, sondern Organisationstalent. Was ist das Schwierigste als Tangoveranstalter? (diese Frage beantwortet sich möglicherweise mit meinem Kommentar zu Deiner letzten Frage bezüglich Beziehung Tangoveranstalter/Tangoszene.) Habt Ihr eine Veränderung bzw. Entwicklung im Laufe der Jahre in der Tangoszene hier in Wien beobachten können? Wenn ja, welche? (und wie steht Ihr dazu) Luciano ist der Meinung, dass die Entwicklung des Tango Argentino in Wien leider nicht so ganz positiv ist, weil man sich von der wahrhaften Essenz des Tango Argentino entfernt. Das ist jedoch anscheinend auf der ganzen Welt und auch in Buenos Aires teilweise der Fall. Es gibt vor allem in Buenos Aires sehr viele Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten, weil viele der Ansicht sind, dass man heute aus dem Tango ein Herumgehüpfe macht, das dem Boogie oder Salsa mehr ähnelt als dem echten Tango Argentino. Es fehlt häufig das Gefühl. Das gilt leider in der heutigen Zeit für alles. Quantitativ ist die Tangoszene in den letzten Jahren gewachsen. Wie ausgeglichen erlebt Ihr die Beziehung zwischen euch als Tangoveranstalter und den Menschen der Tangoszene bezüglich des Themas: Geben und Nehmen? (finanziell, ideell ..) Hier verstehe ich nicht ganz, was genau Du mit ausgeglichen meinst. Ich versuche das so zu beantworten: Prinzipiell und vereinfacht : Man bietet ein Produkt an (wie überall in der Wirtschaft) das eine bestimmte Qualität hat, und der „Konsument“ entscheidet, ob es ihm gefällt und er es kauft, oder nicht. Da es sich im Falle des Tango um Freizeitgestaltung handelt, ist selbstverständlich auch die Atmosphäre wichtig und die Möglichkeit, abzuschalten vom Alltag und sich zu entspannen, sich mit Freunden zusammenzusetzen, Gedanken auszutauschen u.s.w. Es ist sicher kein Zufall, dass in Krisenzeiten die Menschen mehr als in prosperierenden Epochen einen Ausgleich suchen und so auch das Interesse am Tango wieder wächst, wie schon zur Zeit seiner Entstehung. Was wünscht Ihr euch in Zukunft von bzw. für der/die Wiener Tangoszene. Wenn Ihr einen Wunsch diesbezüglich frei hättet, weil euch die „Tangofee“ besucht, wie würde dieser Wunsch lauten? Oder geht sich das mit einem Wunsch nicht aus?..... Gegenfrage: was wünscht sich ein Lehrer? Lauter gute Schüler, in diesem Fall lauter gute Tänzer. Was waren die Highlights und die Tiefpunkte in euer Arbeit für den Tango hier in Wien bzw. Österreich? Was ist gut gelaufen und was nicht? Es sind seit 1996 die Klassen gut gelaufen und die verschiedenen Konzerte, die Luciano im Metropol, und anderen Theatern zwischen 1997 und 2005 regelmäßig ein bis zweimal pro Jahr produziert hat, waren immer schon zwei Wochen vor dem Termin ausverkauft. Was will man mehr. Was habt Ihr aus eurer Arbeit für den Tango gelernt? Nichts, was wir nicht vorher schon gewusst hätten, wir hatten ja beide vor dem Tango eine abgeschlossene Berufslaufbahn und ein gelebtes Leben. Gibt es Pläne zu Veränderung Eurer Aktivitäten den Tango betreffend? Soferne uns unsere Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung macht, werden wir unserer Aktivitäten die nächsten 100 Jahre wie bisher weiterführen und hoffen, dass Ihr uns in diesem Wunsch begleitet. Wie seht Ihr Euren Einfluß bzw. den Einfluß der anderen Tangoveranstalter hier in Wien auf die Tangoszene? Wir versuchen, den Menschen, die zu uns in die Klassen kommen, das Gefühl des Tango Argentino zu vermitteln und ihnen den Reichtum der Musik nahezubringen. SaTho-Tango Wien
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