Wann und wie bist du zum Tango gekommen?
1983, im Oktober, war Astor Piazzolla mit seinem Quinteto Tango Nuevo
im Konzerthaus. 1984 folgte ein Konzert mit (alles an einem Abend!)
Dino Saluzzi, Juan José Mosalini im Trio mit Gustavo Beytelmann und
Patrice Caratini, dem Tanzensemble Malambo und - insbesondere - dem
Sexteto Mayor.
Hast du dich gleich in diese Musik verliebt?
Ja. Leider gab es damals hierorts so gut wie nichts, um sich mit dem
originären Phänomen Tango vertraut zu machen. Weder Literatur noch
Tonträger.
Warum bist du dabei geblieben?
Da mich die Musik sowie die Geschichte(n) rund um den Tango
rioplatense nach wie vor faszinieren.
Wie lange tanzt du schon Tango?
Seit Mitte der 90er Jahre. Zunächst, da der Tango auch ein
Tanz-Phänomen ist, nur aus Neugierde an der Technik, um Kenntnis zu
haben von der körperlichen Umsetzung. Allgemein hat mich
Gesellschaftstanz nie interessiert.
Wie denkst du jetzt über dein Tango-tanzen?
Immer wieder dieses warum und wieso und überhaupt. Fragen, die
insbesondere jene stellen, die wissen, dass ich im Kunst-Terrain
aktiv war, so gut wie nie getanzt habe, dass für mich Tänze zwecks
geselliger Unterhaltung ohne Bedeutung sind. Weswegen also diese
„abwegige Begeisterung“ für den Tango rioplatense, weshalb wurde
er zur „Obsession“, mitunter leidvoll für die Umwelt, die dann
fleht: Bitte, heute nicht einmal das Wort „Tango“. Die Antwort
findet sich in der Ähnlichkeit der Materien. Ob Bild, Text, was auch
immer oder eben die pista de baile, zunächst ist die Leere, die
unbehandelte Fläche, die bezeichnet, beschrieben, mit
Zeichen/Figuren gefüllt werden soll, bewusst oder instinktiv,
spontan oder kalkuliert, konstruktiv oder tachistisch. Da gibt es
beim Tango wie in der Kunst das Studium des Grundmaterials, das
technische Wissen und Können, die stilistischen Elemente und deren
Beherrschung während der Suche nach einer formalen Lösung. Es geht
um Intuition und Improvisation, Aufbau und Komposition, reflektierte
Planung und Reduktion, Konzentration und präzise Entscheidungen für
dies oder das, abhängig von aussagekräftigen Überlegungen sowie
Sinn gebenden Strategien, basierend auf der Idee, einer These, einem
Konzept, der Absicht, durch eine persönliche Hand/Fuß/Körper-Schrift
überzeugend zu sein. Also, zuerst die base, dann das spielerische
Ausprobieren der Stile, die Entscheidung für eine „Schule“,
Hernach sollte man sich wieder emanzipieren, nicht kopieren, sich
klonig an vorgegebene Schrittfolgen und Figurenabläufe halten. Ich
habe mich z.B. im Laufe meines Trainings und meiner Praxis für
Variationen innerhalb des „bodenständigen milonguero-Stils“
entschieden.
Seit wann und weshalb gibst du eine Tango-Zeitschrift heraus?
Sporadisch seit 2003. Da ich nach meiner ‘Entdeckung‘ sofort
begonnen habe Informationen über die Historie des Tango, seiner
Herkunftsorte und Erscheinungsformen zu sammeln, wollte ich das eine
oder andere publizieren, nicht im Archiv verstecken.
Für wen ist sie gedacht?
Für Leser. Leider wollen viele, wie mir einmal gesagt wurde, „nur
Tango tanzen, aber nichts darüber lesen“. Oder „bunte
Tango-Büldl in Hochglanz anschaun“. Die detaillierte
Auseinandersetzung mit Geschichte und aller Elemente, die den Tango
definieren, ist hierorts enorm dürftig.
Könntest du etwas über deine Arbeitsweise bzw. den Aufwand sagen,
der zu den Artikeln in deiner Zeitschrift führt?
Sie unterscheiden sich keineswegs von den redaktionellen und
arbeitsintensiven Tätigkeiten anderer Publikationen: Recherchieren
und Infos aller Art sammeln, lesen und sortieren, Texte schreiben und
Bildmaterial reproduzieren, Fremdtexte lektorieren und autorisieren
lassen, layouten, korrigieren und schließlich das Ergebnis für den
Druck finalisieren.
Wie ist der Stil deiner Zeitschrift bzw. wird es Veränderungen in
der Zukunft geben?
Format sowie Aufmachung sind im Stil traditioneller Kultur-Periodika;
gröbere Veränderungen wird es nicht geben.
SaTho-Tango Wien
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Sabine Klein +43/699 11 04 43 20
Thomas Mayr
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