Susi Maurer im Interview
Susi Maurer ist Mitveranstalterin der Crossovermilonga in Wien, siehe: http://crossovermilonga.com/ Wie seid Ihr zum Tango gekommen und was hat Euch auf die Idee gebracht Milongas, Konzerte etc. in Wien zu organisieren? Ich habe mich schon von Jugend an mit Tanz beschäftigt (Jazz, Modern, Hip Hop) und Bewegung zur Musik ist für mich einerseits ein gesunder Ausgleich zum Alltag, andererseits eine Art Ersatzreligion. Auch mich hat eine Hip Hop Kollegin in den Volksgarten und zwar im Sommer mitgenommen. Das Ambiente in diesem wunderschönen 70er-Jahre-Garten, die roten Lamperln an den Tischchen und die umschlungenen Pärchen zu dieser unglaublich altmodischen Musik.... das war für mich, die den VOGA eher als Clubbingbesucherin kannte, DER Wahnsinn, ein Kulturschock. Ja und diesen Tanz wollte ich lernen. Ich liebe die Abwechslung, unsere Platten und CD-Sammlung umfasst ca 5000 Stk - was soll ich sagen, nach 2 Jahren zwei bis drei mal wöchentlich den ganzen Abend die selben Scheiben zu hören... ich konnte es nicht mehr aushalten und habe versucht was eigenes zu machen (La Movida). Natürlich war ich in meinem anfänglichen Überschwang zu extrem, denn damals hab ich glaub ich maximal 20% Tangos gespielt, der Rest war Flamenco, alles mögliche Spanische, Worldmusic und was weiß ich alles! Mir hats getaugt, dazu zu tanzen fanden viele schwierig. Wie wir Crossies uns gefunden haben, hat Christian (Oberndorfer) ohndies gut beschrieben. Worin besteht die Kunst Tangoveranstalter zu sein. Was ist das Schwierigste als Tangoveranstalter? Kunst ist es wirklich keine, du liebst den Tango, du bist ein guter Gastgeber, du hast genügend Freizeit, ja dann such eine Location (schwierig ), schmeiß dich über deine Plattensammlung und informier die Leute! Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber es geht, wie man bei uns sehen kann! Einiges fällt manchmal leichter, einiges manchmal schwerer, es ist ganz unterschiedlich. Ich fand es zeitweise nervig, dass ich das Gefühl hatte, die Leute glaubten, der Veranstalter tanzt nicht oder hat keine Zeit zu tanzen und da ich ja die Crossovermilonga hauptsächlich aus dem Antrieb heraus gründete, um eine für mich passende Milonga zu haben, möchte ich dann auch ganz gerne viel tanzen. Ich finde das deshalb auch okay, obwohl es für manche jetzt sehr egoistisch klingen mag, da unsere Milonga ja nicht auf Profit ausgerichtet ist, was mir sehr wichtig ist. Tango soll für mich ein Hobby bleiben und vor allem Spaß machen. Aufwand und Entschädigung halten sich so ziemlich die Waage. Habt Ihr eine Veränderung bzw. Entwicklung im Laufe der Jahre in der Tangoszene hier in Wien beobachten können? Wenn ja, welche? (und wie steht Ihr dazu) Christian hat sehr richtig beobachtet, dass sich die Szene sehr verändert derzeit. Wunderbar, dass viele neue Menschen den Tango für sich entdecken, die Szene wächst, die Vielfalt kann sich entwickeln. Was mir etwas negativ auffällt in letzter Zeit, ist, dass der anscheinende Konkurrenzkampf gewisse marketingmäßige Blüten treibt, die mir nicht so gut gefallen. Sobald es mehr ums Geldverdienen und weniger ums Tanzen geht, finde ich, wirkt sich das auf die Qualität und vor allem auf die Atmosphäre der Milonga aus. Wie ausgeglichen erlebt Ihr die Beziehung zwischen euch als Tangoveranstalter und den Menschen der Tangoszene bezüglich des Themas: Geben und Nehmen? (finanziell, ideell ..) Ich persönlich polarisiere ja sehr, da ich das ja gewöhnt bin, kann ich recht gut damit leben und lass mich von etwaigen negativen Reaktionen nicht von meiner Idee abbringen. Die positiven Reaktionen freuen mich immer sehr und ich muss sagen, viele unserer Fans bedanken sich immer wieder für unsere Mühen persönlich und geben mir sehr viel Kraft. Auch die Bereitschaft einen angemessenen Betrag in unser "Pay as you wish"-Doserl zu schmeißen ist, glaub ich, gestiegen. Was wünscht Ihr euch in Zukunft von bzw. für der/die Wiener Tangoszene. Wenn Ihr einen Wunsch diesbezüglich frei hättet, weil euch die „Tangofee“ besucht, wie würde dieser Wunsch lauten? Oder geht sich das mit einem Wunsch nicht aus?..... Mein ganz persönlicher Wunsch, darf ich´s sagen? Jo ois oide Hiphopperin wünsch ich mir a bissl mehr Lockerheit, Lässigkeit bei den Leuten, Leidln, nehmt´s es net so ernst! Was waren die Highlights und die Tiefpunkte in euer Arbeit für den Tango hier in Wien bzw. Österreich? Was ist gut gelaufen und was nicht? Mein absolutes Highlight war, als ich so nach ca. 2-jähriger Tangokarriere zum 1. mal Sonja Armisén´s TANGOFUSIONCLUB in München betrat: Ein Club mit Lichtorgel, riesiger PA, Trockeneis und fetten Beats und dazu wurde der verrückteste Tango, den ich bis dato gesehen hatte getanzt! Schlecht läufts, wenn der Samstag näher rückt und wir noch kein Lokal gefunden haben, das tanzfreudige, aber trinkfaule Menschen gerne aufnimmt! Was habt Ihr aus eurer Arbeit für den Tango gelernt? Ich finde es wunderschön, mit meinen 2 Jungs ohne größeres Tamtam, ohne gröbere Wickel, mit relativ wenig Aufwand eine so gelungene Veranstaltung wie zum Beispiel die "Rote Bar" (Anmerkung: eine wunderschöne, mit rotem Samt und Riesenkristalluster ausgestattete, perfekt zum Tango passende Bar im altehrwürdigen Wiener Volkstheater, wo die Crossovermilonga 1x im Monat stattfindet) zu erleben und das obwohl wir verschiedener nicht sein könnten! Gibt es Pläne zu Veränderung Eurer Aktivitäten den Tango betreffend? Nicht , dass ich wüsste!! Neben den regelmäßigen Milongas im Sommer im Burggarten oder in verschiedenen Lokalitäten veranstaltet ihr ja auch live – Auftritte z.B. im roten Salon im Volkstheater. Wie sind Eure Erfahrungen mit solchen Veranstaltungen gewesen? Immer mehr schreiben uns die Künstler jetzt an, anfänglich hatte ich ja das Gefühl, für 10 Termine Acts, die irgendwas mit Tango zu tun haben, zu finden sei unmöglich. Natürlich ist es schwierig mit den Kosten, speziell wenn die Band aus mehr als vier Leuten besteht, oder wenn sie aus Argentinien kommen. Ich finde es sehr befriedigend, jungen Künstlern eine Plattform bieten zu können, die sonst nicht viel Chance auf Auftrittsmöglichkeiten haben. Wie seht Ihr Euren Einfluß bzw. den Einfluß der anderen Tangoveranstalter hier in Wien auf die Tangoszene? Apropos Einfluss: ich persönlich lasse mich von Buenos Aires nicht so beeinflussen wie so manch anderer. Ich finde Europa ist ganz anders und tanzt anders und überhaupt.... Also ich für meinen Teil steh auf europäische Milongas ohne Tandas und ohne Cortinas und ohne argentinische Verhaltensregeln, (oja der Cabezeo (Auffordern mittels Augenzwinkern) ist schon sehr nett), mit viel spannender, neuer und sogenannter "untanzbarer" Musik. Einfluss würde ich auch gern bezüglich "richtigem DJing" üben, d.h. Nummer für Nummer auflegen, nicht Laptop programmieren und ab auf die Tanzfläche. Auf jeden Fall gilt: eine gute Zusammenarbeit und gegenseitige Befruchtung zwischen den einzelnen Veranstaltern wirkt sich natürlich auf die allgemeine Stimmung aus. In diesem Sinne sag ich wie immer: TANGON! SaTho-Tango Wien
|