SaTho Tango präsentiert Otto Eders und Brigitte Belfins Zeitschrift el tango
Leseproben aus el tango Heft 7 zurück zu den anderen Ausgaben
Horacio Ferrer: Liebebekenntnisse
an den Tango „Selbstverständlich schreibe ich nicht um simpel
verstanden zu werden, ich schreibe um emotional zu erregen. Deshalb“, bedauert Ferrer, „ist für viele mein Schreibstil allzu schwierig, barock, surreal.
Schlichtweg handelt es sich aber nur um eine andere Form zu sehen. Alle sehen
die Welt auf diese oder jene Art und Weise und mein Blickwinkel ist eben
anders, in meiner Manier. Poesie keimt meiner Meinung nach sowieso nur aus
Zweideutigkeit, ist immer eine schöne Verirrung, ein trügerischer Modus der
Wirklichkeit: Wie wenn man die Welt in Flammen setzen würde.“ Nicolás Bertucci im Gespräch / anlässlich 10 Jahre El Firulete In den paar milongas, die ich frequentierte,
war die Musik schrecklich, zum Schlafen. Tango Nuevo und so … Für mich waren es
langweilige Tangos, war das keine Musik, die Lust zum Tanzen auslöste. Ich habe
zwar selbst erst damit angefangen, ca. 1995/96, habe also noch nicht sehr viel
verstanden, dennoch war mir klar, dass dies keine schönen Tanz-Tangos waren.
Auch die Art wie aufgelegt wurde war nicht gut. Es gab keine Abwechslung, keine
strukturierenden tandas. Ich habe dauernd geschimpft und alles bekrittelt und
vorgeschlagen, traditionelle Musik, die du damals eigentlich nur in Buenos
Aires hören konntest, in den milongas aufzulegen. 1998 war es dann soweit: ich
wurde als Tango-DJ aktiv.
Wie auch immer,
die Bekanntgabe des Literaturnobelpreises war für mich eine kleine
Enttäuschung. Nicht, dass ich Mario Vargas Llosas Fähigkeiten als Schriftsteller
in Frage stelle, aber politisch ist er doch eine sehr fragwürdige Person und
anderen wie Jorge Luis Borges ist der Nobelpreis genau aus diesem Grund
verwehrt geblieben. Während sich der 74jährige Vargas Llosa immer wieder als
rechtspopulistischer Politiker versucht hat, waren es Borges‘ affirmative
Äußerungen zur chilenischen und argentinischen Militärdiktatur, die ihm diese
Ehrung kosteten, auch wenn diese Unterstützung später in Kritik umschlug.
Leopold Federmair: Unser Ezeiza
Am liebsten würde
ich anstelle dieses Artikels kommentarlos ein Gedicht von Fabián Casas (geb.
1965) zitieren. Es trägt den Titel „Ezeiza“, erzählt von Casas‘ Cousin, der gut
zehn Jahre älter sein dürfte als er und in seiner Jugend lange Haare,
Schlaghosen und Plateauschuhe trug. Das war in den siebziger Jahren, viele
junge Leute waren „politisiert“, nicht wenige liebäugelten mit dem bewaffneten
Kampf oder gingen in den Untergrund. Für ausländische Touristen ist Ezeiza ein
Flughafen, für Argentinier ein normaler Ort im Großraum Buenos Aires, zugleich
aber Symbol einer politischen Entwicklung, die letzten Endes zur
Militärdiktatatur (1976-1983) führte.
Sabine Klein: Stellen
Tangueras zu hohe Ansprüche? Erinnere ich mich
an meine Anfänge, so war ich mächtig stolz, wenn mich - gerade mich - ein
Tänzer ausgewählt hat, um mit mir die nächste Tanda zu tanzen. Alles prickelte
vor Aufregung und ich versuchte mich seinen Bewegungen anzugleichen, die
Harmonie zu finden, um mit ihm gemeinsam zur Musik zu gehen. Bereits bei meinem
ersten Milonga-Besuch von diesem unsichtbaren Virus angesteckt, konnte ich es
kaum erwarten, wieder eine dieser Veranstaltungen zu besuchen und - wenn auch
nicht zum Tanz aufgefordert - nur des Beobachtens wegen an ihr teilzunehmen.
Peter Ripota: Vom Sinn und
Unsinn der Tandas und Cortinas Wozu eine Abfolge
von Tänzen der gleichen Art gut sein soll, ist mir persönlich nicht klar. Ich
liebe die Abwechslung. Selbst nach zwei Walzern, so schön sie auch sein mögen,
möchte ich wieder was anderes. Ich bin kein Milonga-Tänzer, muss aber, auch
wenn gerade meine Traumtänzerin in meinem Arm liegt, für die Länge einer
angesagten Serie aussetzen. Kommen dann z. B. einmalig am Abend drei, vier
Puglieses und ich finde meine Partnerin, mit der ich gerade diese Tangos zelebrieren
könnte, nicht, ist dies verlorene Zeit. Also: Stets Enttäuschung und Frust. SaTho-Tango
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