SaTho Tango präsentiert Otto Eders und Brigitte Belfins Zeitschrift el tango
Textproben aus el tango Heft 10 zurück zu den anderen Ausgaben Christina Höfferer: MEINE HEIMAT IST DER TANGO. Eine
Annäherung an die Tango-Legende Carlos Gardel In dem Moment, als der
durchaus als dick zu bezeichnende Sänger ländlicher Weisen sich entschloss, die
Verse Mi noche triste vor seinem Publikum anzustimmen, veränderte sich der
historische Verlauf des Tango. Von dieser Nacht an verwandelte er sich in DAS
Instrument der Bewohner am Rio de la Plata, mit dem sie ihre Schmerzen, ihren
Zorn ebenso wie ihre Sehnsüchte und Empfindungen ausdrücken können. Der Mythos von Carlos
Gardel ist im Einwanderer-Land Argentinien auch deshalb so stark, weil er als
armer Migrant es geschafft hat, anerkannt, gefeiert und geliebt zu werden. Er
verkörpert den argentinischen Traum und stieg zum Weltstar auf. Und das, indem
er heftige Gefühle – sublimiert zu hoher Kunst – zum Ausdruck brachte. Seine
Stärke war neben seiner Musikalität vor allem die Vielfältigkeit der
Interpretation, die unweigerlich die Zuhörer in Bann zog und zieht. Seine
Tangos sind kleine Geschichten, die das alltägliche Leid abstrahieren. Michael Rössner: DAS PHÄNOMEN TANGO ZWISCHEN HOCH- UND
POPULÄRKULTUR (Nationale Literatur
aus Populärkultur / Die Literatur der Vorstadt, Borges und der Tango / Tango
und Theater) Es kann kaum
jemandem verborgen bleiben, dass der Tango wieder Saison hat. Tango-Shows, Tango-Clubs,
Tango-Kurse, neue und sich wandelnde Tango-Szenen schießen allerorten aus dem
Boden. Die Rahmenbedingungen der Vermarktung stehen günstig, Klischees haben
Saison, dienen als Orientierungspunkt für Mode, Frisuren und Accessoires – und
für eine Welt aus Tango-Kitsch in der Art von Don’t cry for me Argentina.
Robert Seitl:
HUNDERT JAHRE LUNFARDO IM TANGO. Ein
historischer Vergleich (Der spielerische Verstoß wider die Regeln der
etablierten Sprache / Literarische Qualitäten des Lunfardo im Sprachgebrauch der Tango-Texte / Der Lunfardo des 21. Jahrhunderts) Punga, escruche, mufa, farabute, acamalar, apoliyar, mina und bulín. Ist das Spanisch? Italienisch? Wo
spricht man diese Wörter? Ein Rätsel, einfach zu lösen: Die Wörter entwickelten
sich nach den italienischen Einwanderungswellen von 1860 bis 1920 in Buenos
Aires und im ganzen Rio de la Plata-Gebiet. An den Rändern der argentinischen Capital Federal vermischten sich die
Einwanderer mit längst ansässigen Leuten, was nicht nur räumliche, moralische
und soziale Ausgrenzungen mit sich brachte, sondern auch neue Idiome entstehen
ließ, die in den Vorstädten und Armenvierteln Verbreitung fanden. Solcherart
kamen andere sprachliche Elemente hinzu, wurden Wörter aus den ausgegrenzten
Bevölkerungsschichten in den Lunfardo aufgenommen. Der Wortschatz des Lunfardos
hat sich also wie jede andere Sprache oder Jargon entwickelt und enthält
viele erfundene Ausdrücke, Eigenschöpfungen und Begriffe, die aus anderen
Sprachen importiert worden sind. Wie andere Argots großer Städte haben seine
Ausdrücke dabei semantische und morphologische Wandlungen durchgemacht. Mischa Erben: tango/e/motion. Anlässlich der
Foto-Ausstellung im März 2012 Kann man Gerüche spüren?
Kann man Geschmack hören oder riechen? Kann man das Gefühl, das ich beim Tanzen
erfahre, in einem anderen Medium ausdrücken? Jenes wunderbare Gefühl, weswegen
ich mir Woche für Woche die Nächte um die Ohren schlage, zu milongas gehe und
workshops besuche. Oder anders gefragt: Ist die Übertragung einer sinnlichen
Wahrnehmung in einen anderen Sinn möglich? Gedanken zu Tanz und Fotografie. Peter Wenger: TRADITION ODER MODERNITÄT Die Menschen in
Argentinien haben etwas bewahrt, was wir in Europa verloren haben: Das Gefühl,
„el sentimiento“. Sie äußern ihre Gefühle, reagieren sehr gefühlsbetont, die
meisten Argentinier sogar durchaus „hot“. Aus diesem „sentimiento“ heraus ist
der Tango entstanden und wird auch heute noch so erlebt. Nicht selten sieht man
in Buenos Aires Tänzer und Tänzerinnen mit feuchten Augen, weil sie so berührt
sind, obwohl sie die Musik oder „dieses“ Musikstück in jeder milonga hören. In
Europa hingegen muss alles „cool“ sein und wenn wir überhaupt noch „starke
Gefühle“ haben, dann zeigen wir sie nicht.
--(oe): KONZERTANT KLINGEND UND TANZBAR. Souverän und durchaus
authentisch vom österreichischen Quintett Tango
de Salón interpretiert eignen sich die auf CD eingespielten Stücke
herausragender Persönlichkeiten, die den Tango rioplatense von der
„Gründerzeit“ hinauf in die 60er Jahre mitprägten, trotz konzertanter Reife
auch für den Tanz.
SaTho-Tango
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