SaTho Tango
Beitrag von Ing. Beate Wist
GEDANKEN ZU vorerst einmal zwei UNSITTEN BEIM TANGO gültig für Wien vielleicht auch für andere Tangoweltgegenden TANZRICHTUNG
Im Zeitalter der elektronischen Uhren ist die Aussage „gegen den
Uhrzeigersinn“ an manchen wohl völlig vorbeigegangen.
Rechtsherum und Linksherum kann man ja relativ einfach verdeutlichen.
Für Zweifler und eventuelle Haarspalter: Noch kann man sagen:
gegen den Uhrzeigersinn ist jene Richtung, in der sich die Mehrzahl der
Tanzenden auf einer Milonga bewegt. Die Sache mit
„Querdrüber“ gibt es bei keiner Sorte von Uhr und
hoffentlich auch bald auf keiner Tanzfläche!
BEENDEN Zu den Sitten und Gebräuchen beim Tango zählt auch Art und Weise den gemeinsamen Tanz zu beenden. Der eigentlich dafür vorgesehene optimale Zeitpunkt ist das Ende jeder Tanda. Keiner braucht sich entschuldigen, niemand bräuchte nachzudenken über irgendwelche Ausreden, Gründe und sonstiges Nette oder über gedankenlos Dahergesagtes. Bei uns in Wien und ich vermute in einem Großteil Europas ist es anders. Manchmal wird schon nach einem Lied ohne weiteren Kommentar beendet, manchmal werden 2,3, oder mehr „Runden“ miteinander getanzt. Es gibt genug DJs die gar keine Tanda spielen, sondern den ganzen Abend in einem durch! Keiner der beiden Tanzenden weiß also, wie und wann und warum es genug ist. Jetzt kommt der Moment in dem einer der beiden beenden möchte. Warum auch immer. Die Qual der „noblen“ Wortwahl ist jetzt dran. Ich kann nicht mehr, ich bekomm keine Luft, die Musik–ohne mich, ich hab Hunger/Durst, ich muss dorthin, wo sogar der Kaiser zu Fuß geht ( jetzt wird es wohl heißen ging!), mir tut jetzt plötzlich der Fuß/das Knie weh – husch wird sogleich mit einer/einem anderen getanzt - etc. Die Auswahl ist ja unbegrenzt. Es gibt da noch die scheinbar optimale, unverbindliche Aussage: Wir machen jetzt eine Pause. Oh! Wie unvergleichlich elegant das klingt! Pause! PAUSE meint im allgemeinen Sprachgebrauch die zeitlich wohlbegrenzte Unterbrechung einer Angelegenheit. Sei es in der Schule, beim Fußballspiel, sei es im Theater, in der Oper oder auch bei Konferenzen, Tagungen, und ähnlichen Zusammenkünften. Erst kommt der erste Teil und nach der Pause der zweite und nach weiteren PAUSEN eventuell noch ein dritter, vierter oder xter Teil derjenigen Angelegenheit die unterbrochen wurde. Ob geplant oder der Umstände halber – Schuhbandl aufgegangen, Absatz abgebrochen, Feueralarm, Wasserrohrbruch, etc. – ist wenig bedeutsam. Bei Verkleinerungsformen handelt es sich – wieder im allgemeinen Sprachgebrauch – um die zierlichere, kleinere, verspieltere Variante des entsprechenden Begriffes, im Fall PAUSE also: PAUSERL oder ab und zu PÄUSCHEN nennt man es dann. Frau/Mann freut sich heimlich oder unheimlich auf die Fortsetzung des Tanzerlebnisses und denkt, zugegeben in naiver Weise, an Fortsetzung an eben diesem Abend! Nicht etwa an eine nächste Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr. Es wurde ja nicht „…bis bald einmal!“ gesagt sondern PAUSE, PÄUSCHEN, PAUSERL. Ob es eine faule Ausrede ist oder der ehrliche Wunsch bald wieder zu tanzen, lässt sich sehr selten durchschauen. Die Gewissenserforschung beginnt irgendwann: Hab ich so schrecklich getanzt? Rieche ich aus dem Mund? Hab ich mein Deo vergessen zu nehmen? Ist die Parfumwolke zu groß ausgefallen? Hab ich das „falsche“ Gwand an? Weil ich unrasiert bin? Wegen dem einen kleinen Fehler – mein Gegenüber hat immerhin zwei Patzer und einen Rempler (Zusammenstoss) bzw. einen verletzenden extra hohen RisikoBoleo fabriziert? Hab ich mich zuviel/zuwenig angelehnt? Hat sie/er nur einfach schlecht geschlafen und ich stelle routinemäßig unnötig die Schuldfrage? Alles ganz, ganz falsch! Klar ist, dass meistens etwas Unaussprechliches (könnte ja auch zur Abwechslung durchaus etwas positives sein!) versucht wurde zu verbergen. Die Sprache wurde schlecht und falsch verwendet. Es dürfte sich um eine besondere Art von Modeerscheinung handeln mit den seltsamen, völlig falsch verwendeten Ausdrücken. Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: die warmen/kalten/eisigen Temperaturen hört man auf diversen TV-Sendern und kann es in etlichen Zeitungen lesen. Die Grade (ob Kelvin, Celsius, Fahrenheit, Réaumur ist unwesentlich) sind eine Zahlenangabe und Zahlen können nicht kalt, warm, lau oder gar frostig sein! Durch die Zahl wird ja die sehr persönliche Empfindung von kalt/warm quasi durch eine der genormten Skalen objektiviert. Zurück zum Tango: Ein einfaches Dankeschön oder artverwandtes wäre völlig ausreichend. Was immer auch damit gemeint ist. Sei es: Schade dass diese wunderbare Tanda schon vorbei ist!, oder Gott sei Dank – den/die bin ich jetzt los!. Die Gedanken waren, und sind noch immer zollfrei! Mit Applaus erwähnt seien die raren Einzelstücke, die es, oh Wunder, wirklich gibt! Sie kommen wirklich nach einer Pause wieder oder machen zumindest eine Bemerkung „ … das nächste Mal ….“ und tanzen dann wirklich bei der nächsten Milonga. Namen wurden aus naheliegenden Diskretionsgründen verschwiegen.
Beate Wist – bis bald einmal …… SaTho-Tango
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